21 November 2023

Tinnitus und Panikattacken

In einer Instagram-Story habe ich meine Follower gefragt, ob sie das Gefühl von Panik in Zusammenhang mit ihrem Tinnitus kennen.

87 % haben mit „Ja“ geantwortet.

Das Ergebnis war sogar für mich erschütternd, wo ich doch jeden Tag mit Tinnitus-Betroffenen zu tun habe und

weiß wieviel Angst da mitspielt.

Fast jeder Mensch hat im Laufe seines Lebens eine oder auch zwei Panikattacken.


Doch wie unterscheidet sich eigentlich eine Panikattacke von anderen starken Ängsten?

Vereinfacht gesagt haben Menschen, die unter einer Panikattacke leiden, akute Todesangst. Symptome wie z.B. Herzrasen, Schwindel, Übelkeit, Hitzewallungen oder Kribbeln an Armen und Beinen treten plötzlich und in solcher Intensität auf, dass Betroffene das Gefühl haben, sie würden jeden Augenblick sterben.

Kurzzeitige Schilddrüsen-Überfunktion, ernährungsbedingter Vitamin B12 Mangel, eine allergische Reaktion auf

ein Antibiotikum, der Genuss psychoaktiver Substanzen und auch TINNITUS können Panikattacken auslösen.

Und natürlich auch schockierende Nachrichten oder traumatische Erlebnisse.

Alle diese Gründe sorgen jedoch nur für vereinzelte Panikattacken, nicht für eine Panik- oder Angststörung:

Zu einer echten Angsterkrankung kommt es erst durch das permanente Grübeln nach der Angstattacke.

Ja du hast richtig gelesen! 

Nicht die Panikattacke selbst, sondern das anschließende Nachdenken darüber, ob man nun ernsthaft krank ist und ob irgendwas im Herzen oder im Kopf nicht stimmt, führt zu einer Panikstörung.


Erst das permanente Grübeln darüber, was da mit einem nicht stimmt, vernetzt das Gehirn im Lauf von Wochen so, dass aus einer einzelnen Panikattacke eine Angststörung mit wiederkehrenden Angstattacken wird.

Angststörungen und Tinnitus hängen leider oft eng zusammen.

Gehen Ohrgeräusche nicht sofort wieder weg, fragt man sich:

„Was will mein Körper mir damit sagen? Ich halte das nicht mehr aus. Was kann man gegen Tinnitus tun? Was, wenn er immer lauter wird? Wie kann ich den wieder loswerden oder zumindest ausblenden? Muss ich das für den Rest meines Lebens aushalten?“

Man kann in jeder Zeile heraushören, wie belastend diese Ohrengeräusche sind und da ich selbst damit zu tun hatte, weiß ich auch genau, dass man sich leicht damit verrückt machen kann.


Warum leiden so viele Menschen mit Tinnitus auch unter Angstzuständen und Panikattacken?

Wo liegt der Zusammenhang zwischen Ohrgeräuschen und einer Angststörung?


Ohrgeräusche machen zuerst einmal Angst. Man fragt sich unwillkürlich, ob nichts Ernstes dahintersteckt. Der Tinnitus ist oft mit ausschlaggebend für eine Angststörung. Außerdem kann die Angst den Tinnitus noch verstärken. Das gilt auch, wenn Verspannungen die Ursache für die Ohrgeräusche sind. Schließlich führt Angst zu An- und Verspannungen. Kommt bei den ärztlichen Untersuchungen nichts raus und ist keine „Heilung“ in Sicht schürt das die Angst noch zusätzlich.


Es gibt aber noch einen weiteren Grund, warum man plötzlich von Panikattacken heimgesucht werden kann.

Auch wenn es schwer zu glauben ist:

Panikattacken sind häufig nichts anderes als eine Notbremse der Psyche.

Es gibt Menschen, die handeln jahrelang wider besseres Wissen. Manche reden sich eine Beziehung schön, die längst ein Albtraum ist. Andere verharren in beruflichen Situationen, in denen Sie gemobbt werden oder besuchen Woche für Woche einen mürrischen Elternteil, ohne jemals Dank dafür zu bekommen. Eine Zeitlang kann man solch belastende Situationen problemlos ertragen, doch irgendwann zieht die Psyche die Notbremse.


Fakt ist: 

Wenn Menschen zu lange gegen ihr gesundes Bauchgefühl handeln, findet das Unterbewusstsein Mittel und Wege, um darauf hinzuweisen, dass ein bestimmtes Verhalten auf Dauer schädlich ist.

Meist fängt es mit psychosomatischen Beschwerden an, wie z.B. grundlosem Herzklopfen, Magenproblemen, Durchfall, Schlaflosigkeit oder auch kleinen Ticks, wie z.B. einem zuckenden Augenlid.

Werden diese Warnhinweise der Psyche aber weiterhin ignoriert, dann fährt das Unterbewusstsein zur Not auch schwerere Geschütze auf.


Kommt es jetzt zu einer Panikattacke, ist sie allerdings keine Fehlfunktion des Gehirns. Ganz im Gegenteil, es handelt sich dann vielmehr um einen Liebesdienst der Psyche, die einen mit Nachdruck daran erinnern möchte, dass ein bestimmtes Verhalten dringend verändert werden muss, damit man nicht dauerhaft Schaden nimmt.

Frage dich bei wiederkehrenden Panikattacken unbedingt, wo in deinem Leben du vielleicht schon länger nicht mehr auf dein gesundes Bauchgefühl gehört hast und hol dir unbedingt Hilfe, egal welchen Grund deine Angst hat.


Herzliche Grüße

Heidi Gilgert

Tinnitus Coach, Hörakustikmeisterin, Psychologische Beraterin, Entspannungspädagogin

innersmile.tinnitus.life.coaching

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